Es regnet so stark, daß Franklin es vorzieht am Vormittag nicht in den Dschungel zu gehen.
Ich bekomme heute schon die 2. Absage, denn um 6.00 Uhr morgens sollte es eigentlich zu den Loros, eine Art Kleinpapagei, gehen. Der Regen spricht dagegen, bei starkem Regen kommen die Papageien nicht zum gewohnten Ort am Morgen.
Stattdessen führen wir eine 2 stündige Konversation mit Franklin.
J.P. kommt Dank seiner fortgeschrittenen Spanischkenntnisse so richtig in Fahrt. Ich dagegen werde immer müder, weil es sehr anstrengend ist einer Fremdsprache zu folgen, die man noch nicht ausreichend beherrscht.
Goldsucher vor der Lodge Geräuschkulisse wie eine Baustelle Den ganzen Tag machen die Goldsuchmaschinen einen immensen Krach
Eine 16 köpfige Gruppe von Holländern ist zur selben Zeit mit uns dort. Ein älterer Herr, der 83 Jahre alt ist, aber jünger wirkt, macht Kontakt mit uns. Er spricht auch Deutsch, da seine Frau halb aus Holland und halb aus Bielefeld stammte. Leider ist seine Frau schon verstorben.
Die Reisegruppe erhält per Sattelit einen Anruf, daß ein Notfall gemeldet wurde. Um telefonieren zu können, wird der ältere Herr, den die schlechte Nachricht betrifft, mit dem Boot 15 Minuten befördert um Empfang für sein Telefon zu bekommen. Er erfährt, daß einer seiner Söhne im Meer in Holland vermißt wird.
Wir bekommen ein mulmiges Gefühl, denn wenn bei uns ein Notfall wäre, könnten Sie uns überhaupt nicht benachrichtigen.
Am Nachmittag fahren wir mit dem Boot 20 Minuten weiter den Fluß herunter, um einige Familien einer Dorfgemeinde zu treffen.
Da vor 7 Monaten das Wasser des Flußes weit über die Ufer getreten ist, sind die Ufer noch immer in Mitleidenschaft genommen. Wir müssen mit unseren Gummistiefeln einen schlickrigen Abhang hinauf. J.P. hat lediglich Überschuhe in seiner Größe gefunden, die so gut wie kein Profil haben.
Für ihn ist die Rutschpartie so gut wie sicher, also muß er sich sehr bemühen, nicht komplett im Matsch zu enden.
Franklin zeigt uns einen 500 Jahre alten Baum, um den sich 15 Menschen die Hände reichen müssen um ihn zu umzingeln.
Es fängt wieder stark zu regnen an, sodaß wir uns zunächst etwas unterstellen. Schließlich bedient sich Franklin der Bananenbaumblätter um einen Schutz für J.P. Kamera zu haben. Mir gibt er ebenso ein Blatt, das mir als Regenschirm dient.
Wir erreichen das Gemeindehaus, wo sich mittlerweile Mütter, Kinder und der Präsident dieser Gemeinde von 23 Familien eingefunden haben.
Der Präsident erklärt uns, daß jeder, der in dieser Gemeinschaft lebt, die Regeln einhalten muß.
Man darf die Natur von 300 Hektar Land zu 90 Hektar für die eigene Produktion nutzen. Der Rest wird für die weiteren Generationen bewahrt.
Wer sich daran nicht hält, wird zunächst ermahnt, danach etwas stärker herangenommen und beim 3. Mal wird er aus der Gemeinde ausgeschlossen.
Ziemlich konsequent und sehr zukunftsorientiert. Das gefällt mir sehr gut.
Jedes Mitglied dieser Gemeinde heiratet zwischen 15 und 18 Jahren. Alle bekommen zahlreiche Kinder. Der Präsident hat z. B. 10 Kinder. Die Kinder gehen 1 1/2 Stunden am Morgen zur Schule und 1 1/2 Stunden am Nachmittag nach Hause.
Die Gemeinde trifft sich jeden Morgen um 4.00 Uhr zum gemeinsamen Kochen und zum Zusammensein. Es wird 3 mal am Tag alles frisch über dem Feuer gekocht um die Insekten und jegliche Bakterien zu vertreiben.
Die Kinder werden von den Müttern zum Tanzunterricht gebracht, wenn die Mütter die Zeit erübrigen können.
Die Kinder tanzen uns heute etwas in den traditionellen Röcken und Verzierungen vor.
Die Frauen haben uns sämtliche kulinarische Kostproben vor Ort frisch zubereitet.
U.a. gibt es Würmer zu essen, die J.P. ohne großes Zögern verspeist. Ich probiere sie dagegen nicht, da ich immer noch unter Verdauungsproblemen leide. Wiederum bieten sie uns sämtliche einheimische Getränke aus Kokusnußschalen an. Aus reiner Höflichkeit probiere ich einige, die z.T. sehr gut schmecken, aber man weiß nie, wie man sie verträgt.
Auf dem Rückweg begegnet uns überraschenderweise ein Seehund (lobo marino) flußaufwärts schwimmend.