Vor dem Frühstück gehe ich mit dem Pfleger der Pferde und David die Pferde füttern.
Morgens erhalten sie immer ihre Ration Stroh. Am Tage sind sie draußen und essen Gras etc. und gegen Abend erhalten sie fertiges Futter.
Zunächst schauen wir uns das beschauliche, kleine Örtchen Pijao an. Aus diesem Ort stammt die Familie von David.
Lauter lokale Menschen grüßen uns und schauen uns interessiert an. Wir tun genau dasselbe.
Flotte Musik klingt aus einer Bar neben dem Hauptplatz.
In der Cafefarm „Hacienda San Alberto“ Buenavista, Quindio erleben wir einen hochinteressanten Morgen. In 2 Stunden werden wir durch die Berge mit den Cafepflanzen geführt und lernen alles von der Cafeplanze bis zum fertigen Getränk kennen.
Wir müssen Gerüche erkennen und machen Geschmacksproben.
Wir bekommen den Café von dieser Farm ohne Milch und Zucker serviert, wir erleben einen Hochgenuß.
Ein guten Café kann und sollte man nur pur genießen.
Café und Café ist eben nicht dasselbe.
Cafesorten, die nicht so rein sind, werden einfach mehr verbrannt und damit bitterer.
Daher möchte man dann Zucker oder Milch zu dem Café dazu tun um diesen Bittergeschmack zu überdecken.
Ein wichtiger Aspekt beim Cafebohnenauswahlverfahren ist der folgende: Für diese Arbeit werden ausschließlich Frauen verwendet, da sie über eine größere Liebe zum Detail verfügen. Die Cafebohnen sollten nämlich alle dieselbe Größe haben, bevor sie geröstet werden, damit die bessere Qualität gewährleistet wird.
J.P. kritisiert mich immer, weil ich zu sehr das Detail sehe, hier wird von dieser femininen Eigenschaft profitiert. Das finde ich gut, wenn man die unterschiedlichen Eigenschaften von Mann und Frau positiv nutzt.
Wichtig ist übrigens auch, daß eine reife Cafebohne im richtigen Moment abgepflückt wird. Wird sie nämlich schlecht, kann es passieren, daß die gesamte Pflanze sich dadurch einen Pilz einfängt.
Einen Trick, den sie bei Alberto Café einsetzen. Sie pflanzen neben die Cafepflanzen Hibiskus.
Erstens sehen diese Pflanzen mit ihrer Größe und vielfältigen Schönheit hier toll aus, aber für den Caféanbau viel wichtiger ist die Tatsache, daß der Hibiskus, sollte ein Pilz oder eine andere Krankheit entstehen, sie zuerst ihn befällt, da er anfälliger ist als die Cafepflanze. So vermeiden sie eine Erkrankung der Cafepflanze, da sie den Hibiskus heilen, bevor die Krankheit auf die Cafepflanze übergreift. Eine weitere clevere Methode, finde ich.
Wir erhalten ein Zertifikat, das uns zum Botschafter vom Café San Alberto und damit zum Botschafter von Qualitätscafé erklärt, da wir in einem Cafelehrgang die nötigen Kenntnisse erworben haben, die uns in Zukunft hervorragenden Café herausschmecken lassen. Somit sollen wir in Zukunft nur noch erstklassigen Café trinken und leisten damit einen Beitrag zu einer besseren Cafékultur.
Am Nachmittag besichtigen wir den „Jardin Botanico del Quindio“.
Eine Vielfalt von Palmen, riesige Bäume und Blütenprachten in Massen beeindrucken uns sehr.
Es gibt eine Vogelbeobachtungsstation, die uns wiederum schöne Vogelexemplare von der Nähe genießen läßt.
Das Schmetterlingshaus in diesem Park entzückt uns weniger. Die Schmetterlingsfarm in Mindo war wesentlich lehrreicher und verfügte über eine größere Anzahl von Schmetterlingen. Die Tageszeit, in Mindo war es morgens gegen 10.00 Uhr, spielt auch eine große Rolle.
Leider liegt der Park direkt an der Hauptstraße nach Bogota, was das Naturerlebnis erheblich senkt.
Am Abend essen wir zusammen mit David. Er ist Vegetarier, sodaß nur wir eine Forelle essen.
Wir diskutieren wieder lange in den Abend hinein.
David’s Großmutter wurde von Spaniern vergewaltigt, genau kann er nicht erfahren, wer seine Vorfahren waren. Es gibt soviele Indianerstämme, daß es unmöglich ist, dieses in Erfahrung zu bringen.
David hat dunkle, schulterlange Haare und seine Hautfarbe ist nur ein bißchen brauner als unsere.
Er meint, daß Kolumbien gegenüber der 1.Welt Komplexe hat. Die Tatsache, daß einst die Spanier ihre Kultur und Religion aufzwingen wollten, hat die Indianer aus ihrem Gleichgewicht gebracht. Auf der einen Seite ist das sehr traurig, aber wenn ich mir David angucke, dann sehe ich, daß man alle Wurzeln niemals zerstören kann und das ist auch gut so.
David kümmert sich um uns mit einer Hingabe und Liebe, er meint, daß das sein Job ist, aber nur wir als Europäer wissen, daß er seinen Job vorbildlich ausübt. Für uns Europäer ist das so gar nicht möglich, da unsere Gene und unsere Erziehung in eine ganz andere Richtung streben.
Guerillas gibt es leider immer noch im kolumbianischen Dschungel.
Sehr arme Menschen, insbesondere die Schwarzkolumbianer und die Ureinwohner, die von etwa 60 bis 70 unterschiedlichen Indianerstämmen mit jeweils eigenen Sprachen abstammen, leben an der pazifischen Küste.
Der Wasserverbrauch in Kolumbien ist auffällig, sie verwenden ihr Wasser nur einmal. Nichts wird gesäubert und wiederverwendet, da sie genug davon haben.